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Thomas mit Begleitung auf der Zugspitze

Noch einmal die Berge sehen...

Thomas hat ein erfülltes Leben, er lebt zwar allein, doch er hat eine Familie, die füreinander da ist, einen harmonischen Freundeskreis und einen Beruf, der ihm Freude bereitet. Sein Hobby ist die Fotografie und er liebt die Berge.
Doch vor 6 Jahren sollte sich alles ändern. Das Schicksal schlägt erbarmungslos zu. Thomas freut sich auf ein ruhiges Wochenende, ganz ohne Termine, einfach mal die Seele baumeln lassen.
Als er am Montag nicht zur Arbeit erscheint, merkt sein Chef, dass etwas nicht stimmen kann. Thomas, ist ein zu 100 % zuverlässiger Angestellter, er hat sich nicht abgemeldet und ist nicht erreichbar. Der Vorgesetzte wird unruhig und lässt nicht locker, als er die Polizei bittet, die Wohnung zu öffnen. Dort finden ihn vollkommen hilflos auf. Er hatte einen schweren Schlaganfall erlitten und wird sofort in die Uniklinik gebracht. Doch wertvolle Zeit ist vergangen, er hat schwere Schäden davongetragen, ist von nun an linksseitig gelähmt und auf fremde Hilfe angewiesen.
Sein jüngerer Bruder Stephan kümmert sich um ihn und vermittelt ihm nach dem Klinikaufenthalt einen Platz im BRK-Heim Regensburg. Es ist ihm wichtig, dass sein Bruder auf einer Station mit jüngeren Bewohnern leben kann. Die beiden Brüder haben schon immer eine besondere Verbindung, hängen sehr aneinander.

Doch Thomas verliert seine Lebensfreude hadert mit seinem Schicksal, schon immer ein eher vorsichtiger Mensch, traut er sich nicht mehr viel zu. Es fällt ihm schwer, seine neue Lebenssituation anzunehmen. Da erzählt ihm Betreuungsassistentin Ulrike Schrettenbrunner vom Herzenswunsch Hospizmobil des BRK und von den Wünschen, die bereits erfüllt wurden.

Nochmal die Berge sehen, da funkeln die Augen von Thomas sofort und schnell füllen sie das Antragsformular aus. „Wird ja bestimmt ein paar Monate dauern, bis sie sich melden,“ denken die beiden und schicken den Wunschantrag ab. Doch bereits ein paar Wochen später melden wir uns.
„Lieber Thomas, du feierst am 12. Juli deinen 60. Geburtstag, was hältst du von einer Zugspitzfahrt als nachträgliches Geburtstagsgeschenk?“ 
Zeit schenken, ein schöneres Geschenk gibt es nicht!
Jetzt ist die Aufregung groß, denn in einer Woche soll es schon losgehen.
Stephan, der wegen des Geburtstages von Thomas schon angereist ist, nimmt sich noch einen Tag länger Urlaub und am Montag (15.07.) geht es los.
Unser Team kommt mit zwei Fahrzeugen an. Ein Krankentransportwagen, Thomas muss für die dreistündige Anreise nach Grainau liegend transportiert werden und ein W-Caddy für den elektrischen Rollstuhl, der nicht mehr in den KTW passt. Thomas ist sehr nervös, es ist der erste Ausflug seit seiner Erkrankung, er hat schlecht geschlafen vor Aufregung, aber er freut sich auf den Tag.

Die kleine Kolonne kämpft sich durch den Münchner Berufsverkehr und kommt mit einer Stunde Verspätung in Grainau an. Der im Vorfeld mit der Bayer. Zugspitzbahn vereinbarte Zeitplan kommt ein wenig ins Wanken. Doch alles kein Problem, trotz gleichzeitigem Eintreffen einer Besuchergruppe aus dem Staatsministerium werden wir herzlich begrüßt. „Wir gehen jetzt einfachmal davon aus, dass die Blasmusikkapelle auch für uns aufgespielt,“lachen wir.

Unser Parkplatz befindet sich direkt vor der Talstation, ein Mitarbeiter bringt uns sofort zur Gondel. Es schaukelt ein wenig und gerade unsere zwei Youngstars im Team werden blass um die Nasen. Doch Thomas ist begeistert, endlich sind sie da, seine Berge. An der Gipfelstation angekommen, geht es zuerst auf die Aussichtsterrasse, dreimal rundum, immer noch nicht alles gesehen. Es ist strahlender Sonnenschein und es ist warm, unsere vorsorglich eingepackten dicken Jacken bleiben im Rucksack. 

Nach den ersten Eindrücken bekommt Thomas Hunger. Im Restaurant warten sie schon auf uns, haben uns einen Tisch mit wunderschönem Blick auf den Eibsee reserviert. Gut gestärkt geht es anschließend wieder auf die Aussichtsterrasse, wir bewegen uns von Bayern nach Tirol, am blauen Zollhäuschen vorbei, und wieder zurück nach Bayern, da ist es eh am schönsten.
Die zwei Brüder hängen zusammen ab, ganz wie früher, es ist emotional, auch für uns. Wir geben ihnen Zeit zu zweit, sind aber immer da, wenn unsere Hilfe benötigt wird. Auch die Talfahrt läuft reibungslos ab. Die Marketingabteilung der Zugspitzbahn hat alles perfekt vorbereitet, alle wissen Bescheid und unterstützen uns fürsorglich und verständnisvoll. 

Unsere nächste Station ist der BRK Kreisverband Garmisch-Partenkirchen, dort dürfen wir uns frischmachen und unseren KTW parken. Wir schlendern noch über die historische Ludwigsstraße und lassen den Tag bei einem leckeren Eisbecher ausklingen.

Auf der Rückreise ist Thomas richtig platt, doch er kann nicht schlafen, zu aufgewühlt ist er. Beim Abschied nehmen wir uns noch ein letztes Mal in den Arm. Thomas ist überwältig, bedankt sich für den schönen Tag, „endlich habe ich meine geliebten Berge wiedergesehen!“ In der Ecke steht sein Bruder Stephan, er kämpft mit den Tränen, was für ein Tag, für beide Brüder. Zeit schenken, es gibt kein schöneres Geschenk!