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Nordseestrand

Einmal noch die Nordseebrise spüren …

Vor einigen Jahren haben sich Menschen in Videos eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet, um auf die Krankheit ALS aufmerksam zu machen.

Die amyotrophe Lateralsklerose ist eine heimtückische Erkrankung des motorischen Nervensystems – die Nervenzellen, die für die Bewegung der Muskeln zuständig sind, werden nach und nach zerstört. Vereinfacht gesagt: während das Gehirn weiter normale Leistungen bringt, hat der Körper immer mehr Ausfälle. ALS ist nicht heilbar und die mittlere Lebenserwartung beträgt drei bis fünf Jahre.

Das ist die theoretische, medizinische Erklärung von ALS – was das in der Realität für einen Menschen bedeutet, muss Rosi aus erster Hand erfahren. Bei der 58-jährigen, die mittlerweile in einem Pflegeheim in Bad Abbach lebt, wurde vor gut 2 Jahren die Krankheit festgestellt. Es fing an mit Unsicherheiten beim Gehen und führte mittlerweile dazu, dass sie im Rollstuhl sitzt. Vor einigen Wochen erzählte Rosi ihrer Betreuungskraft im Heim, dass sie gerne noch einmal einen Urlaub mit ihrer Schwester machen würde. Die beiden hatten wunderbare Wochen an der Nord- und Ostsee verbracht. 

Die Betreuungskraft wendet sich an Letzter Wunsch e.V., der sofort die Finanzierung des Wunsches in Aussicht stellt. Allerdings übernimmt der Verein nur die Finanzierung letzter Wünsche nicht aber die Organisation und Durchführung. Darum kommt

das Team des Herzenswunsch-Hospizmobils ins Spiel – und die Planungen begannen: mit dem Hotel Windschur in St.-Peter-Ording fanden die Organisatoren ein auf gehandicapte Menschen spezialisiertes Hotel. Denn, unser Fahrgast benötigt nicht nur eine rollstuhlgerechte Unterkunft, sondern auch die entsprechende Einrichtung wie Pflegebett, Lifter usw.

Bei einem Besuch gut zwei Wochen vor der Fahrt war Rosi guter Dinge, wenn auch etwas aufgeregt. Unsere Helferin Ela, die während des Ausfluges für die Pflege verantwortlich ist, kann ihr schnell die Unsicherheit nehmen und baut rasch eine fast freundschaftliche Beziehung auf.

Am Sonntag-Morgen gegen 6 Uhr ging es dann los auf die 850 Kilometer lange Reise Richtung Nordsee. Ohne größere Probleme ging es an Leipzig, Hannover und Hamburg vorbei an den Urlaubsort. Müde, aber glücklich kam das Team am Hotel an und wurde vom Hoteldirektor persönlich begrüßt und eingewiesen. Das Wetter? Nordseetypisch grau in grau und regnerisch, mit Wind und kühlen Temperaturen. 

Für den kommenden Tag wurden Pläne geschmiedet – für Rosi war aber das wichtigste: Zeit mit ihrer Schwester zu verbringen. Deswegen stand fest: am Montag geht’s an den Strand und in den Ort. Dort einen Kaffee trinken und schauen, was das Wetter möglich macht. Am nächsten Morgen stand fest: alles ist möglich. Denn die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel. Es war nicht zu warm und nicht zu kalt. Selbst die Angestellten im Frühstücksraum des Hotels konnten es nicht fassen, dass unser Team so viel Glück mit dem Wetter hatte. 

Für Rosi ging es an den Strand, einfach nur Menschen beobachten und Zeit verschwenden. Aufmerksam beobachten die Ehrenamtlichen des Herzenswunsch-Hospizmobils Rosi und merken: sie blüht immer mehr auf. Vor allem ihre Späße, die sie ins Gespräch einfließen lässt, bringen das Team immer wieder zum Lachen.

Gemeinsam kaufen sie Rosi einen Hoodie, der sie an die Fahrt erinnern soll. Natürlich darf auch Fisch als Mittagessen nicht fehlen und ein wenig entlang der Promenade bummeln, muss ebenfalls sein.

Am Abend steht dann fest – am nächsten Tag soll es ein Besuch im Robbarium und Wildtierpark werden. Um die Atmosphäre so richtig einzufangen, begleitet ein Teil des Teams Rosi zu Fuß zum Ausflugsort. Dort sind alle begeistert über die Vielfalt der Tiere und vor allem über die Störche. An die 100 brütende Vögel gibt es dort. Zu Fuß – beziehungsweise mit dem E-Rollstuhl ging es dann zu dem Leuchtturm von St.-Peter und anschließend am Deich entlang zurück ins Hotel. Beim gemeinsamen Abendessen ließen es sich Rosi und ihre Schwester nicht nehmen, mit dem Team gemeinsam einen Küstennebel zu trinken…

Die Heimfahrt am kommenden Tag lief wie die Hinfahrt – reibungslos. Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich Rosi vom gesamten Team, das ihr unvergessliche Tage in St.-Peter-Ording bereitet hatte. Aber auch unsere Ehrenamtlichen waren sich einig: Rosi wird für sie ebenfalls unvergesslich bleiben.

Wir freuen uns sehr, dass wir diesen besonderen Wunsch in Zusammenarbeit mit Letzter Wunsch e.V. erfüllen durften.